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Ökonomischer Gewinn: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Adjustierungen (Anpassungen) sind vielfältig. Sie umfassen vier Klassen:
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# Operative Anpassungen (Operating Conversions):
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das Ergebnis der betrieblichen Tätigkeit wird von allen außerbetrieblichen Verzerrungen bereinigt und das nicht betriebsnotwendige Vermögen eliminiert;
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# Finanzierungs-Anpassungen (Funding Conversions):
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versteckte Finanzierungen wie z. B. Leasing oder Miete für wie Eigentum ge-nutzte Sachanlagen werden angepasst;
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# Anpassungen von Vermögen und Schulden (Shareholder Conversions):
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hier wird insbesondere selbst erstelltes immaterielles Vermögen berücksichtigt (Forschungsergebnisse, Marken, Kundenbeziehungen etc.), das nach den Regeln der Rechnungslegung nicht erfasst wurde; außerdem erfolgt eine Anpassung der Schulden und Vermögensgegenstände an Marktwerte;
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# Steuerliche Anpassungen (Tax Conversion):
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die Steuerlast wird angepasst, um eine Fiktion der Eigenkapitalfinanzierung zu erreichen.
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Kritiker bezweifeln allerdings, dass diese vielfältigen und komplexen „Conversions“ in der Praxis wirklich hilfreich sind. Das „theoretisch Exakte“ ist in seiner Anwendung nicht notwen¬di¬ger¬¬weise genau. Oft können die betreffenden Korrektur-Daten nur schwer beschafft werden oder stellen willkürliche Schätzwerte dar. Dann sind auch die darauf aufbauenden Berechnungen mit entsprechenden Fehlern behaftet.
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Gleichzeitig sind für viele Unternehmen die Kapitalkosten nicht realistisch ermittelbar, weil keine ausreichenden Informationen über die risikoadäquate Kapitalverzinsung zur Verfügung stehen. Insbesondere die exponentiell steigenden Risiken infolge unterlassener Instandhaltung und Modernisierung werden nicht angemessen erfasst. Das gilt ebenso für die Berücksichtigung strategischer Abhängigkeiten bei zu hoher Verschuldung oder einseitiger Bindung an wenige Kunden bzw. Lieferanten. Wenn aber Risiken zu niedrig erfasst werden, täuscht die Rechnung einen ökonomischen Gewinn vor, obwohl auf Kosten der Substanz oder übermäßig auf Pump oder unter dem Damoklesschwert einseitiger Abhängigkeit gewirtschaftet wird.
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Sowohl die vielen Korrekturen als auch die intransparenten Risiken verwässern den an sich einfachen Grundgedanken des Ökonomischen Gewinns. Dementsprechend stehen vor allem mittelständische Unternehmen diesem Konzept eher skeptisch gegenüber. Um dem zu entgehen, werden in der Praxis einfache – wenn auch nur näherungsweise “richtige“ – Alternativen bevorzugt. Z.B. werden die vorliegenden Angaben der Rechnungslegung ohne größere Anpassungen genutzt; oder man berechnet die Entwertung des investierten Vermögens mithilfe des Saldos aus Abschreibungen und Zuschreibungen sowie der Veränderung des Working Capitals:

Version vom 14. Mai 2011, 07:57 Uhr

Zusammenfassung

Mitte der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts wurde im angelsächsischen Raum Theorie und Praxis der „wertorientierten Unternehmensführung“ entwickelt. In die-sem Kontext entstand auch das Konzept des „ökonomischen Gewinns“ – es wurde 1990/91 von der Unternehmensberatung Stern Stewart & Co unter dem markenrechtlich geschützten Namen „Economic Value Added (EVA™)“ in die Praxis eingeführt und breitete sich relativ schnell auch in Europa aus. Die Siemens AG z.B. entwickelte auf dieser Basis ihr eigenes Konzept des „Geschäftswertbeitrags (GWB®)“. Heute gilt die Idee des ökonomischen Gewinns vor allem bei kapital¬markt¬¬orien¬tier¬ten Unternehmen als fest etabliert.


Worum geht es?

Der ökonomische Gewinn (EVA™ / GWB®) berücksichtigt die Entwertung („Abnutzung“) des eingesetzten Kapitals (bzw. des entsprechend auf der Aktivseite gebundenen Vermögens) – dafür wird der Begriff der „Kapitalkosten“ be-nutzt, weil die Kapitaleigner in diesem Maße Risiken eingehen und ihnen dement-sprechend Zinsen zu zahlen sind. Man spricht daher auch von „risikoadäquater“ Kapitalverzinsung (vgl. Beitrag „Free Cash Flow“, Heft 9). Der ökonomische Gewinn gibt an, ob die erwirtschafteten Überschüsse ausreichen, die Entwertung auszuglei-chen. Erst ab diesem Punkt, kann man tatsächlich (im ökonomischen Sinne) von Gewinn sprechen. Das ist ein kluger Ansatz, weil er nicht nur das laufende Geschäft sondern auch die Entwicklung des investierten Vermögens berücksichtigt:

Ökologischer Gewinn Abb 1.jpg


Der ökonomische Gewinn bietet einen geeigneten Rahmen für ein integriertes Con-trolling-System aller Führungsprozesse eines Unternehmens. Auf seiner Basis lassen sich betriebliche Steuerungsgrößen („Werttreiber“) mit den finanziellen Kategorien der Rechnungslegung verknüpfen. Die stimmige – d.h. für die Beteiligten nachvollziehbare, handhabbare und bedeutsame – Auswahl der einbezogenen Bewertungs-Methoden, Instrumente und Kennzahlen, ihre transparente Einbindung in die Zielfindung und Planung sowie ihre Verankerung im Berichtswesen des Unternehmens spielen dafür eine wichtige Rolle. Insbesondere Kennzahlen mit großer Bedeutung für das Volumen des Ökonomischen Gewinns und einer signifikanten Beeinflussbarkeit durch die Mitarbeiter sollten hierbei im Vordergrund stehen. Eine spezifische Aufschlüsselung auf die einzelnen Bereiche und Abteilungen sowie das enge Zusammenwirken aller Professionen im Unternehmen ist wünschenswert. Schließlich kann durch eine geeignete Darstellung das breite Verständnis für die betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge verbessert werden:

Ökonomischer Gewinn Abb 2.jpg


In der Theorie werden für die Berechnung des Ökonomischen Gewinns modifizierte („adjustierte“) Größen verwendet, um Unzulänglichkeiten der betrieblichen Rech-nungslegung auszugleichen. Man spricht vom angepassten Perio¬denergebnis vor Zinsen und nach Steuern („Net Operating Profit after Taxes“ = NOPAT) und den Kapitalkosten auf das bereinigte, zu Periodenbeginn vorhandene (d.h. für die Erwirtschaftung des NOPAT eingesetzte) investierte Vermögen des Unternehmens:

Ökonomischer Gewinn Abb 3.jpg


Die vier Klassen der Adjustierungen

Die Adjustierungen (Anpassungen) sind vielfältig. Sie umfassen vier Klassen:

  1. Operative Anpassungen (Operating Conversions):

das Ergebnis der betrieblichen Tätigkeit wird von allen außerbetrieblichen Verzerrungen bereinigt und das nicht betriebsnotwendige Vermögen eliminiert;

  1. Finanzierungs-Anpassungen (Funding Conversions):

versteckte Finanzierungen wie z. B. Leasing oder Miete für wie Eigentum ge-nutzte Sachanlagen werden angepasst;

  1. Anpassungen von Vermögen und Schulden (Shareholder Conversions):

hier wird insbesondere selbst erstelltes immaterielles Vermögen berücksichtigt (Forschungsergebnisse, Marken, Kundenbeziehungen etc.), das nach den Regeln der Rechnungslegung nicht erfasst wurde; außerdem erfolgt eine Anpassung der Schulden und Vermögensgegenstände an Marktwerte;

  1. Steuerliche Anpassungen (Tax Conversion):

die Steuerlast wird angepasst, um eine Fiktion der Eigenkapitalfinanzierung zu erreichen. Kritiker bezweifeln allerdings, dass diese vielfältigen und komplexen „Conversions“ in der Praxis wirklich hilfreich sind. Das „theoretisch Exakte“ ist in seiner Anwendung nicht notwen¬di¬ger¬¬weise genau. Oft können die betreffenden Korrektur-Daten nur schwer beschafft werden oder stellen willkürliche Schätzwerte dar. Dann sind auch die darauf aufbauenden Berechnungen mit entsprechenden Fehlern behaftet.

Gleichzeitig sind für viele Unternehmen die Kapitalkosten nicht realistisch ermittelbar, weil keine ausreichenden Informationen über die risikoadäquate Kapitalverzinsung zur Verfügung stehen. Insbesondere die exponentiell steigenden Risiken infolge unterlassener Instandhaltung und Modernisierung werden nicht angemessen erfasst. Das gilt ebenso für die Berücksichtigung strategischer Abhängigkeiten bei zu hoher Verschuldung oder einseitiger Bindung an wenige Kunden bzw. Lieferanten. Wenn aber Risiken zu niedrig erfasst werden, täuscht die Rechnung einen ökonomischen Gewinn vor, obwohl auf Kosten der Substanz oder übermäßig auf Pump oder unter dem Damoklesschwert einseitiger Abhängigkeit gewirtschaftet wird. Sowohl die vielen Korrekturen als auch die intransparenten Risiken verwässern den an sich einfachen Grundgedanken des Ökonomischen Gewinns. Dementsprechend stehen vor allem mittelständische Unternehmen diesem Konzept eher skeptisch gegenüber. Um dem zu entgehen, werden in der Praxis einfache – wenn auch nur näherungsweise “richtige“ – Alternativen bevorzugt. Z.B. werden die vorliegenden Angaben der Rechnungslegung ohne größere Anpassungen genutzt; oder man berechnet die Entwertung des investierten Vermögens mithilfe des Saldos aus Abschreibungen und Zuschreibungen sowie der Veränderung des Working Capitals: