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Carbon Accounting: Unterschied zwischen den Versionen

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In Anlehnung an den Begriff Financial Accounting wird seit mehreren Jahren der Begriff Carbon Accounting genutzt. Die Verwendung des Begriffs ist nicht einheitlich (s. Stechemesser/Günther, 2012), aber im Unternehmenskontext beschreibt er regelmäßig die Funktion der systematischen Erfassung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen (im Folgenden: THG-Emissionen) in der Wertschöpfungskette des berichtenden Unternehmens.
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Ein sehr verbreiteter Leitfaden in diesem Bereich ist das vom World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) und World Resource Institute (WRI) entwickelte GHG Protocol. Die unter dem Schirm des GHG Protocol entwickelten Konzepte spiegeln sich auch wieder in dem danach entstandenen Standard ISO 14064-1. Daher beschreibt der Artikel die Begriffsgrundlagen des GHG Protocol zur Unterteilung der Emissionen. Zusätzlich verweist er auf wesentliche Einflussfaktoren der praktischen unternehmerischen Ausgestaltung.
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== Begriffsgrundlagen ==
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Konzeptionell unterscheidet man bei der Erfassung und Berichterstattung von Emissionen in direkte (Scope 1) und indirekte Emissionen (Scope 2 und 3) eines Unternehmens.
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Aufgrund des breiten Spektrums an Aktivitäten, die zu indirekten Emissionen in vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsstufen führen können, werden diese zur besseren Differenzierung weiter kategorisiert (s. Tabelle 2).
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Die Standards und Leitfäden für ein freiwilliges Carbon Accounting (GHG Protocol, ISO 14064) lassen den Unternehmen bei der Auswahl von Berechnungsmethoden und Daten-quellen große Freiheiten. Grundsätzlich ist als Herangehensweise eine sog. „bottom-up“-Modellierung (z.B. auf der Basis von Prozessdaten) oder ein „top-down“-Ansatz (z.B. mittels erweiterter Input-Output-Modelle) denkbar. Ungeachtet des Herangehens, die je nach Fragestellung und Datenverfügbarkeit erfolgt, sollte diese letztlich den allgemein anerkannten Prinzipien Relevanz, Konsistenz, Genauigkeit, Transparenz und Vollständigkeit entsprechen (WWF/CDP, 2014, S.56).
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In der betrieblichen Praxis kann der Prozess zur Gestaltung des Carbon Accountings in die folgenden Schritte gegliedert werden:
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• Initiale Analyse zur Identifizierung der Emissionsquellen entlang der gesamten Wertschöpfungskette inkl. einer Abschätzung der Emissionsmengen
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• Erhebung der relevanten Stakeholder-Interessen zur Erfassung und Berichterstattung von THG-Emissionen
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• Erstellung eines den Zielen und Anforderungen der Stakeholder angemessenen Erfassungs- und Berichtsprozesses.
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Die Entwicklung der Finanzbuchhaltung hat mehr als 100 Jahre hinter sich und ist weiterhin noch nicht abgeschlossen. Verglichen damit steht die Bilanzierung von Treibhausgasemissionen noch am Anfang. Mit dem GHG Protocol wurde jedoch als Ergebnis eines Multi-Stakeholder-Prozesses ein zentraler konzeptioneller Rahmen geschaffen, der mittlerweile von einer Mehrheit der Akteure aufgenommen wurde.
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Daher bleiben in puncto Carbon Accounting zwei Entwicklungslinien weiterzuverfolgen: Einerseits die weitere Standardentwicklung im Hinblick auf einheitliche Regeln für Sektoren oder Scopes, und andererseits bleibt zu beobachten, wie Unternehmen und Organisationen die Berechnung von Treibhausgasemissionen in einen möglichst sinnvollen Berichtskontext kleiden.
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Abschließend sei auf den Trend verwiesen, neben der nicht-finanziellen Berichterstattung von THG-Emissionen auch in monetärer Hinsicht zu bewerten. Dies erfolgt in der Regel, um Stakeholder des Unternehmens zusätzliche Informationen zur Relevanz der THG-Emissionen bereitzustellen. Dies sind  z.B. der Umfang von tatsächlichen Aufwendungen in regulierten Märkten bzw. der Umfang von externen Kosten, die in Verbindung mit THG Emissionen global in der Wertschöpfungskette entstehen. Im Ergebnis ist ein weniger subjektiver Vergleich mit anderen Wirkungskategorien (Wasser, Land use etc.) möglich, ersichtlich am Beispiel der Umwelt-GuV der PUMA AG (Shukdev, 2013, S.113 ff).
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== Literatur ==
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International Organization for Standardization (Hrsg.): ISO 14064-1 Greenhouse gases - Part 1: Specification with guidance at the organization level for quantification and reporting of greenhouse gas emissions and removals, 2006.
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Stechemesser, K./Günther, E.: Carbon accounting: a systematic literature review, in: Journal of Cleaner Production, 36. Jg., 2012, S. 17-38.
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Shukdev, P.: Corporation 2020: Warum wir Wirtschaft neu denken müssen, 2013.
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World Business Council for Sustainable Development/World Resources Institute (Hrsg.): The Greenhouse Gas Protocol - A Corporate Accounting and Reporting Standard, 2004.
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WWF/CDP (Hrsg.): Leitfaden - Vom Emissionsbericht zur Klimastrategie, 2014.
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Robert Prengel, PricewaterhouseCoopers AG WPG, [[mailto:robert.prengel@de.pwc.com robert.prengel@de.pwc.com]]
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Aktuelle Version vom 16. August 2019, 11:40 Uhr

Prüfsiegel gültig bis 2021

Zusammenfassung

In Anlehnung an den Begriff Financial Accounting wird seit mehreren Jahren der Begriff Carbon Accounting genutzt. Die Verwendung des Begriffs ist nicht einheitlich (s. Stechemesser/Günther, 2012), aber im Unternehmenskontext beschreibt er regelmäßig die Funktion der systematischen Erfassung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen (im Folgenden: THG-Emissionen) in der Wertschöpfungskette des berichtenden Unternehmens. Ein sehr verbreiteter Leitfaden in diesem Bereich ist das vom World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) und World Resource Institute (WRI) entwickelte GHG Protocol. Die unter dem Schirm des GHG Protocol entwickelten Konzepte spiegeln sich auch wieder in dem danach entstandenen Standard ISO 14064-1. Daher beschreibt der Artikel die Begriffsgrundlagen des GHG Protocol zur Unterteilung der Emissionen. Zusätzlich verweist er auf wesentliche Einflussfaktoren der praktischen unternehmerischen Ausgestaltung.

Begriffsgrundlagen

Konzeptionell unterscheidet man bei der Erfassung und Berichterstattung von Emissionen in direkte (Scope 1) und indirekte Emissionen (Scope 2 und 3) eines Unternehmens.

Carbon Accounting Tabelle 1.jpg

Aufgrund des breiten Spektrums an Aktivitäten, die zu indirekten Emissionen in vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsstufen führen können, werden diese zur besseren Differenzierung weiter kategorisiert (s. Tabelle 2).

Carbon Accounting Tabelle 2 Teil 1.jpg Carbon Accounting Tabelle 2 Teil 2.jpg Carbon Accounting Tabelle 2 Teil 3.jpg

Tab. 2: Übersicht Scope 3 Kategorien nach GHG Protocol

Betriebliche Implementierung

Die Standards und Leitfäden für ein freiwilliges Carbon Accounting (GHG Protocol, ISO 14064) lassen den Unternehmen bei der Auswahl von Berechnungsmethoden und Daten-quellen große Freiheiten. Grundsätzlich ist als Herangehensweise eine sog. „bottom-up“-Modellierung (z.B. auf der Basis von Prozessdaten) oder ein „top-down“-Ansatz (z.B. mittels erweiterter Input-Output-Modelle) denkbar. Ungeachtet des Herangehens, die je nach Fragestellung und Datenverfügbarkeit erfolgt, sollte diese letztlich den allgemein anerkannten Prinzipien Relevanz, Konsistenz, Genauigkeit, Transparenz und Vollständigkeit entsprechen (WWF/CDP, 2014, S.56). In der betrieblichen Praxis kann der Prozess zur Gestaltung des Carbon Accountings in die folgenden Schritte gegliedert werden:

• Initiale Analyse zur Identifizierung der Emissionsquellen entlang der gesamten Wertschöpfungskette inkl. einer Abschätzung der Emissionsmengen

• Erhebung der relevanten Stakeholder-Interessen zur Erfassung und Berichterstattung von THG-Emissionen

• Erstellung eines den Zielen und Anforderungen der Stakeholder angemessenen Erfassungs- und Berichtsprozesses.

Ausblick

Die Entwicklung der Finanzbuchhaltung hat mehr als 100 Jahre hinter sich und ist weiterhin noch nicht abgeschlossen. Verglichen damit steht die Bilanzierung von Treibhausgasemissionen noch am Anfang. Mit dem GHG Protocol wurde jedoch als Ergebnis eines Multi-Stakeholder-Prozesses ein zentraler konzeptioneller Rahmen geschaffen, der mittlerweile von einer Mehrheit der Akteure aufgenommen wurde.

Daher bleiben in puncto Carbon Accounting zwei Entwicklungslinien weiterzuverfolgen: Einerseits die weitere Standardentwicklung im Hinblick auf einheitliche Regeln für Sektoren oder Scopes, und andererseits bleibt zu beobachten, wie Unternehmen und Organisationen die Berechnung von Treibhausgasemissionen in einen möglichst sinnvollen Berichtskontext kleiden.

Abschließend sei auf den Trend verwiesen, neben der nicht-finanziellen Berichterstattung von THG-Emissionen auch in monetärer Hinsicht zu bewerten. Dies erfolgt in der Regel, um Stakeholder des Unternehmens zusätzliche Informationen zur Relevanz der THG-Emissionen bereitzustellen. Dies sind z.B. der Umfang von tatsächlichen Aufwendungen in regulierten Märkten bzw. der Umfang von externen Kosten, die in Verbindung mit THG Emissionen global in der Wertschöpfungskette entstehen. Im Ergebnis ist ein weniger subjektiver Vergleich mit anderen Wirkungskategorien (Wasser, Land use etc.) möglich, ersichtlich am Beispiel der Umwelt-GuV der PUMA AG (Shukdev, 2013, S.113 ff).

Literatur

International Organization for Standardization (Hrsg.): ISO 14064-1 Greenhouse gases - Part 1: Specification with guidance at the organization level for quantification and reporting of greenhouse gas emissions and removals, 2006.

Stechemesser, K./Günther, E.: Carbon accounting: a systematic literature review, in: Journal of Cleaner Production, 36. Jg., 2012, S. 17-38.

Shukdev, P.: Corporation 2020: Warum wir Wirtschaft neu denken müssen, 2013.

World Business Council for Sustainable Development/World Resources Institute (Hrsg.): The Greenhouse Gas Protocol - A Corporate Accounting and Reporting Standard, 2004.

WWF/CDP (Hrsg.): Leitfaden - Vom Emissionsbericht zur Klimastrategie, 2014.

Ersteinstellender Autor

Robert Prengel, PricewaterhouseCoopers AG WPG, [robert.prengel@de.pwc.com]