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Economic Value Added (EVA): Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 14. Oktober 2020, 17:43 Uhr

Prüfsiegel gültig bis 2025

IGC-DEFINITION (gekürzt)

Economic Value Added EVA / Economic Value Added EVA
Economic Value Added ist eine jahresbezogene Rentabilitätsgröße, die in erster Linie aus Aktionärssicht zeigt, ob Unternehmen Werte schaffen. EVA ist primär auf die Erhöhung der Gesamtrentabilität für den Aktionär ausgerichtet, will aber auch als Ziel- und Anreizsystem für das Top Management dienen können (Performance Measurement). EVA soll dazu führen, die Unzulänglichkeiten von jahresbezogenen Kennzahlen wie zum Beispiel dem ROI zu beheben und damit auch diejenigen Manager richtig zu beurteilen, die langfristige Werte schaffen, welche sich zuerst in Aufwand und erst in den Folgejahren in höheren Gewinnen niederschlagen. Werte entstehen dann, wenn die Differenz zwischen Gewinn und marktgerechten Kapitalkosten positiv ist, das heißt, die erreichte Rentabilität höher ist als die gewichteten Kapitalkosten. Zur Berechnung der Kapitalkosten wird wie beim Shareholder Value der gewichtete Kapitalkostensatz WACC (Weighted Average Cost of Capital) als marktgerechte Verzinsung herangezogen. Als Gewinngröße wird der Gewinn nach Ertragsteuern, aber vor Zinsen, verwendet, der jedoch noch korrigiert werden muß. Man betrachtet auch Aufwendungen in Forschung und Entwicklung, in Marketing, in Produkteinführung und viele andere Elemente als wertschaffend. Deshalb werden die Aufwendungen für Leistungen dieser Art zum herkömmlichen Gewinn dazugezählt und über mehrere Jahre abgeschrieben. Die Abschreibungen werden von der aufgewerteten Gewinngröße wieder abgezogen. Da der Jahresgewinn so höher wird als der Reingewinn, sind auch die Ertragsteuern anzupassen. Es ergibt sich folgende Formel:

EVA.png

Economic Value Added kann somit auch als Übergewinn (über die marktgerechte Verzinsung) bezeichnet werden.

Die Net Operating Assets sind ebenfalls ausgehend von der Bilanzsumme zu korrigieren. Zuerst werden die zinsfrei zur Verfügung stehenden Kapitalien subtrahiert (Capital Employed), dann werden die noch nicht abgeschriebenen Restwerte der erwähnten korrigierten Aufwendungen wieder dazugezählt.

aus: IGC-Controller-Wörterbuch, International Group of Controlling (Hrsg.)


Die Grundidee besteht darin, ob ein Ergebnis erzielt werden kann, das die Kapitalkosten des Unternehmens übersteigt. Das Prinzip ist schon ausgedrückt bei David Ricardo 1817 oder als basic concept formuliert bei Alfred Marshall am Ende des 19. Jahrhunderts. So heißt es zum Beispiel im Buch Principles of Economics (Verlag Macmillan and Co., London 1890) auf der Seite 142 der Originalausgabe: "What remains of his profit after deducting interest on his capital at the current rate may be called his earnings of undertaking or management." Dies ist das Prinzip des value added. In amerikanischen Beispielen, etwa bei General Motors, Coca Cola oder General Electric, war auch die Rede vom „residual income“, das dann herauskommt / übrigbleibt, nachdem auch bezahlt worden ist für „charge for capital“.

Da spricht man heute vom WACC - dem weighted average cost of capital. Der WACC stellt ein gewogenes Mittel von Eigen- und Fremdkapitalkosten des Unternehmens dar. Während die Fremdkapitalkosten einfach als Kredit- bzw. Anleihezins ermittelt werden, der ggfs. noch um den Steuerspareffekt der Fremdfinanzierung vermindert wird, ist die Berechnung der Eigenkapitalkosten wesentlich komplexer. Zusätzlich zum Sockelzins einer risikolosen Anlage wird über die Kapitalmarkttheorie (CAPM – Capital Asset Pricing Model) ein subjektiver Risikozuschlag für das Unternehmen ermittelt. Was darüber hinaus erzielt wird, ist der EVA oder Economic Value Added. Diese Bezeichnung ist als Trademark eingetragen für die Beratungsfirma SternStewart.com, New York. Vgl. Buch The Quest for value von Bennett Stewart III (Verlag Harper, New York, 1999).

In der deutschen Betriebsabrechnung traditionellerweise ist ein Betriebsergebnis ermittelt worden nach Ansatz der Kostenart „kalkulatorische Zinsen“. Diese Kostenart ist begründet im Sinne der Opportunitätskosten. Welche entgehenden Gelegenheiten sind es, auf die man dadurch verzichtet, dass man das Geld in der eigenen Firma investiert hat. Dieser Verzicht auf Zins-Erträge wird kalkuliert wie Kosten - etwa gemäß dem landesüblichen Zinsfuß. Das entspricht einem sinngemäßen Satz von WACC - oder einer capital charge - so dass das dann herauskommende Betriebsergebnis einen economic value (added) darstellt. Vgl. auch Stichwort value based management.

Stern und Stewart, beide waren Investment Banker (Chase Manhattan), haben also das Konzept von value added nicht erfunden; aber they have popularized it. Das hängt auch damit zusammen, dass US GAAP den Ansatz kalkulatorischer Kosten nicht kennen. Bezieht man dann den Jahres-Performance-Betrag von EVA ™ auf die Business Assets, so entsteht ein Prozentsatz analog wie beim Return on Investment ROI, nur eben gebildet ausschließlich mit dem Mehrbetrag, den das Management erwirtschaftet hat. Die Business Assets werden dann gerne saldiert dargestellt mit den Kreditoren oder Anzahlungen von Kunden oder kurzfristigen Rückstellungen (z. B. für latente Steuern). Amerikanische Beispiele sprechen vom net working capital. Vgl. Stichworte Cash flow Statement oder Kapitalflussrechnung.

Das Denken in einem Wert darüber hinaus ist auch eingebaut in das Rechenschema der Investitionsrechnung. Zinst man künftige Cash Flows ab auf heute mit einem Kalkulationszinsfuß (Kapitalkostensatz, der auch Eigen- und Fremdkapital betrifft) und erhält man als Gegenwartswert einen Betrag, der über der Investitionsauszahlung liegt, so wird dieser „Kapitalwert“ genannt. Das ist gleichfalls ein Value added. Zieht man ab das für die Investition benötigte Fremdkapital, so entsteht die Denkweise des Shareholder Value.

Quelle

IGC-Controller-Wörterbuch, International Group of Controlling (Hrsg.), 4. Auflage, Schäffer-Poeschel, Stuttgart, 2010

Controller Handbuch, 6. Auflage neu geschrieben, Verlag für ControllingWissen AG, Offenburg, 2008

Ersteinstellende Autoren

Albrecht Deyhle, Controller Akademie

Gerhard Radinger, Controller Akademie