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Rentabilitätskennzahlen

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Prüfsiegel gültig bis 2020

Zusammenfassung

● Wie gut nutzt das Management das gesamte eingesetzte Vermögen zur Ergebniserzielung?

● In welcher Höhe verzinst sich das Eigenkapital?

● Wie groß ist die Vorteilhaftigkeit einer einzelnen Investition? Prüfsiegel gültig bis Januar 2020

Für jede dieser Fragen gibt eine spezielle Ausprägung der „Kapitalrentabilitäts-Kennzahlen“ die passende Antwort.

Terminologische Grundlagen und begriffliche Varianten

„Rentabilität“ ist eine der zentralen Maßgrößen für die rechnerische Leistungsmessung betriebswirtschaftlicher Entscheidungen. Sie verdeutlicht die Fähigkeit, mit einem unternehmerischen Vorhaben einen Überschuss der Erträge (bzw. Einzahlungen) über die Aufwendungen (bzw. Auszahlungen) zu erzielen, und weist sie in Form einer relativen Kennzahl aus. Kapitalrentabilitäts-Kennzahlen treten in 2 denkbaren Grundformen auf, die noch in weitere Varianten unterteilbar sind (z. B. im Zähler bei der Wahl der Gewinn-Größe hinsichtlich „vor Steuern“ und/oder „vor Zinsen“):

Gewinn-Größe / Kapital-Größe

Cashflow-Größe / Kapital-Größe

(Kritische Anmerkungen zur Wahl der Zählergröße finden sich im Beitrag Kennzahlen_der_Rentabilität)

Durch die Hinzufügung des Prozent-Multiplikators im Zähler (* 100) werden alle Rentabilitäten in der Dimension „%“ angegeben.

Statt des Durchschnittswertes aus Anfangs- und Endbestand für die Kapital-Größe im Nenner wird mitunter auch der Anfangs- oder Endbestandswert angesetzt. Als Synonym für „Rentabilität“ wird vielfach auch „Rendite“ verwendet.

Die erforderlichen Daten sind – in Abhängigkeit der ausgewählten Rentabilitäts-Variante – dem Informationssystem des (internen und/oder externen) Rechnungswesens sowie der unternehmerischen (ggf. projektbezogenen) Investitions- und Finanzrechnung zu entnehmen. Externen Informationsinteressenten ist allerdings i.d.R. nur der Jahresabschluss und ggf. die Quartalsberichterstattung zugänglich. Zu internen Auswertungszwecken können die Kennzahlenwerte auch in kürzeren Zeitabständen und für organisatorische Teilbereiche (z. B. für abgrenzbare Produkt- und Regional-Verantwortlichkeiten) des gesamten Unternehmens bestimmt werden.

Im Gegensatz zu den „klassischen“ Rentabilitäten (definiert als „eine Gewinn-Größe“/Kapital) wird bei den Cashflow-Rentabilitäten der jeweiligen Kapitalgröße der Finanzzufluss gegenübergestellt, der durch bilanzpolitische Maßnahmen weniger beeinflussbar ist als die Gewinngröße und deshalb oft als aussagekräftiger angesehen wird.

Im Vergleich haben also diese Cashflow-basierten Rentabilitäten u. a. den Vorteil, dass die durch international divergierende Bilanzierungsrichtlinien entstehenden Unterschiede (durch die Bereinigungen des Jahresüberschusses/Gewinns) weitgehend neutralisiert werden können. Deshalb sollten internationale Vergleiche sinnvoller Weise eher auf dieser Kennzahlenart basieren.

Sind unternehmerische Entscheidungsbereiche, die derartige Rentabilitätsgrößen als Plan-, Steuerungs- und Kontrollinstrumente verwenden, nicht für die Finanzierungsseite ihres Geschäfts und eine eigenständige Gestaltung der Besteuerungsgrundlage verantwortlich (z.B. Vertriebsabteilungen, Profit Center), so werden im Allgemeinen die Erfolgsgrößen in der Form „vor Zinsen“ und „vor Steuern“ verwandt.

Sind beispielsweise Personengesellschaften und körperschaftsteuerpflichtige Unternehmen im Hinblick auf ihre operative Leistungsfähigkeit zu vergleichen, so ist es sinnvoll, die Vor-Steuer-Gewinngröße heranzuziehen, um zu tragfähigen Aussagen zu kommen. Bei Personengesellschaften ist im Zähler ein angemessener Unternehmerlohn in Abzug zu bringen, um die Vergleichbarkeit mit Kapitalgesellschaften herzustellen.

Kapitalrentabilitäten im Überblick

Die Terminologie ist in der Fachliteratur wie in der Wirtschaftspraxis – hier vielfach generalisierend als „Return On Investment (ROI)“ bezeichnet – nicht einheitlich. Die im einzelnen Fall verwendete Definition für diese ein-periodenbezogenen Größen liegt auf oder zwischen den beiden nachfolgend skizzierten Abgrenzungen:

Variante A: „Weite Fassung“

Der „Return On Investment“ wird praktisch identisch zur Gesamtkapitalrentabilität (im Zähler wie im Nenner) weit definiert:

(Bilanzielles Jahresergebnis + Fremdkapitalzinsen) * 100/ Durchschnittliches Gesamtvermögen bzw. -kapital oder

Variante B: „Enge Fassung“

Der „Return On Investment“ verwendet im Zähler das operative Ergebnis vor (Gewinn-)Steuern und Fremdkapitalzinsen sowie im Nenner das (betriebsnotwendig) investierte Vermögen:

(Operatives Ergebnis vor Steuern und Zinsen) * 100/ Durchschnittlich investiertes Vermögen

In beiden dargestellten Fällen gilt das „Entsprechungsprinzip“ von Zähler und Nenner, gleichwohl stellen sie unterschiedliche Sachverhalte dar. Variante A repräsentiert eine Nach-Steuer-Größe auf Gesamtunternehmensbasis (auch mit außerordentlichen, betriebs- und periodenfremden Ergebniskomponenten); Variante B repräsentiert eine Vor-Steuer-Größe und konzentriert sich auf das Ergebnis der operativen Geschäftstätigkeit.

Beide Varianten haben ihre betriebswirtschaftlich begründbare Berechtigung; in der Praxis wird mitunter – aus Vereinfachungsgründen – auch eine Mischform verwendet, sodass auch wieder gilt: Es ist in jedem Praxisfall in besonderem Maße – nicht zuletzt bei überbetrieblichen Vergleichen – auf die Daten-Konsistenz der herangezogenen Kennzahlen zu achten.

Wird – wie in der Definitionsvariante B – auf den betrieblichen Gewinn Bezug genommen und die Schwerpunktsetzung auf unternehmens-/konzerninterne Rentabilitätsvergleiche im Zeitablauf sowie der Teilbereiche untereinander gelegt, so werden außerordentliche, betriebs- und periodenfremde Ergebniskomponenten sowie Fragen der unternehmerischen Steuerpolitik, die meist nicht im Verantwortungsbereich einzelner Sparten liegen, abgegrenzt und der Fokus richtet sich auf die eigentliche operative Leistung der betrachteten Organisationseinheit.

Dagegen ist die sog. Eigenkapitalrentabilität im Sinne einer Nachsteuer-Größe wie folgt definiert:

Jahresüberschuss bzw. -fehlbetrag * 100/ Durchschnittliches Eigenkapital

Bisherige Anteilseigner wie potentielle Eigenkapitalgeber sind im Besonderen an der vergangenheitsbezogenen, aber vor allem auch an der zukünftig zu erwartenden Verzinsung des eingesetzten haftenden Kapitals interessiert. Durch die Herkunft der Daten aus dem bilanziellen Rechnungswesen wird jedoch nur ein Teil der tatsächlichen Kapitalrentabilität abgebildet (z.B. fehlen Kurssteigerungen oder -minderungen).

Im Vergleich zu den sog. statischen Investitionsrechenverfahren, bei denen nur eine Betrachtung ohne Zeitwerte stattfindet, berücksichtigen sog. dynamische Investitionsrechenverfahren durch Einsatz eines Abzinsungsfaktors auch explizit den zeitlichen Anfall von Ein- und Auszahlungen. Entsprechend ergibt sich z. B. bei der Kapitalwertrate (Kapitalwert/Anschaffungsauszahlung) die Beurteilung der relativen ökonomischen Vorteilhaftigkeit aus der Betrachtung einer Cashflow-Größe im Zähler und den Anschaffungsauszahlungen als Kapital-Einsatzgröße im Nenner.

Handlungsanregungen und Einbindung in Kennzahlensysteme

Für alle kapitalbezogenen Rentabilitätskennzahlen gilt: Je höher ihr Wert, desto besser ist die entsprechende relative Ertragskraft des Unternehmens zu beurteilen. Eine generelle Vorgabe zur Größenordnung kann jedoch nicht gegeben werden. Als Orientierung können neben den üblichen unternehmensinternen Vergleichsmöglichkeiten (zwischen organisatorischen Teilbereichen oder als Soll-Ist-Relation) unternehmensextern – soweit verfügbar – Branchendurchschnittswerte oder „Best-Practice-Werte“ herangezogen werden. Beim regelmäßigen Zeitvergleich besitzt die Form der Entwicklung (kontinuierlich steigend oder sinkend, stark schwankend usw.) eine bedeutsame Aussagekraft zur Leistungsstärke des Unternehmens.

Zum einen bestehen die Möglichkeiten der direkten Beeinflussung der ökonomischen Ergebnisgröße (im Zähler) durch preis- und/oder mengenpolitische Maßnahmen auf der Umsatzseite oder in entsprechender Weise bei den betrieblichen Einsatzfaktoren auf der Kostenseite. Die Förderung überdurchschnittlich ergebnisstarker und/oder der Verzicht auf entsprechend schwache Produkte bzw. Dienstleistungen trägt grundsätzlich zu einer Steigerung der Rentabilität bei. Im Einzelnen sind jedoch auch zeitraumübergreifende Lebenszyklus-Effekte und Sortimentsverbund-Aspekte zu berücksichtigen.

Zum anderen kann beispielsweise (im Nenner) das Anlagevermögen mit Hilfe des Verkaufs nicht betriebsnotwendiger Vermögensteile gemindert und/oder das Umlaufvermögen durch eine angemessene, aber geringere Lagerhaltung verringert werden.

Im Rahmen der weit verbreiteten rentabilitätsorientierten Kennzahlenpyramiden als zentralem Element entsprechend mehrstufig aufgebauter Controllingsysteme wird die Spitzen-Kennzahl „Return On Investment“ in vertikaler und horizontaler Form aufgegliedert. Diese schrittweise Zerlegung der komplexen Zielgröße über verschiedene Ebenen in einzelne Komponenten (Umsatzrentabilität * Kapitalumschlag; Gewinn, Umsatz, Kapitaleinsatz usw.) ermöglicht die systematische Betrachtung der Zusammenhänge zwischen den abgebildeten relevanten Renditetreiber.

Fazit

Unterschiedliche Entscheidungssituationen unternehmensinterner wie -externer Handlungsträger führen zu differenzierten Informationsanforderungen, sodass für die Beurteilung der ökonomischen Vorteilhaftigkeit situativ geeignete Maßgrößen entwickelt werden müssen. Kapitalrentabilitäts-Kennzahlen in allen Varianten gehören in diesem Zusammenhang zum Kern-Instrumentarium der Unternehmensführung, wobei stets die jeweilige Aussagekraft und die notwendige Datenkonsistenz im Besonderen zu beachten sind.

Literatur

Gladen, W., Performance Measurement. 6. Aufl., Wiesbaden 2014.

Krause, H.-U. / Arora, D., Controlling-Kennzahlen – Key Performance Indicators, 2. Aufl., München 2010.

Weber, J. / Schäffer, U., Einführung in das Controlling, 14. Aufl., Stuttgart 2014.

Ersteinstellender Autor

Prof. Dr. Hans-Ulrich Krause, HTW Berlin; mailto:hans-ulrich.krause@htw-berlin.de